Das Mandel-Experiment - Information als Wirkursache
In der Skizze teilt der Strahlenteiler ST einen UV-Laserstrahl in zwei Strahlen auf, die zu den Konvertern KL und KR gehen.
Diese Konverter absorbieren die UV-Photonen und senden statt dessen je zwei Photonen mit halber Energie aus: die beiden Strahlen RL/GL (Rot/Grün-Links) und RR/GR. RL+RR (rot) bzw. GL+GR (grün) überlagern sich jeweils an den Detektoren DL und DR.
Wenn die Sperre X nicht existiert, entsteht in DR ein Interferenzdiagramm (Streifenmuster) von GL+GR. Die Strahlen erscheinen als interferierende Wellen in DR.
Wenn die Sperre X den Strahl RR blockiert, verschwindet auch der Strahl GR! Obwohl RR und GR zwei völlig verschiedene Photonen sind, die als Teilchen nichts miteinander zu tun haben und das GR-Photon und der erzeugende UV-Strahl nichts von dem ausgebremsten RR-Photon wissen kann. Es gehen nun alle Photonen über KL, und in DR entsteht ein Punkt: Der Strahl GL erscheint als Teilchenstrahl in DR.
Aus der traditionellen Physik und mit unserem mechanistischen Alltagsverstand ist dieses Experiment nicht erklärbar.
Quantenphysikalische Erklärung
Villars beschreibt in [Lit. 43] die beiden Arten von Wechselwirkungen: Die bekannten Wechselwirkungen der normalen (mechanistischen) Physik und Wechselwirkungen bei Beobachtungen von Quanten. Der erste Fall ist ein Teilbereich des zweiten Falls. Das Mandel-Experiment (zweiter Fall) bietet die Möglichkeit für zwei Arten von Messresultaten: Punkte oder Interferenzen. Jedes Photon durchläuft als Möglichkeitswelle in einem sogenannten Überlagerungszustand den gesamten Apparat, also beide Wege zugleich! Wie es sich in den Detektoren verhält, hängt davon ab, ob sein Weg je nach Sperre X rekonstruierbar, d.h. beobachtbar ist oder nicht.
Mit Sperre X würde die gleichzeitige Ankunft eines Photons in DL und DR bedeuten, dass beide von KL kommen müssen. Kommt nur eines in DR und zugleich keines in DL an, dann muß es über KR gekommen sein. Der Weg wäre rekonstruierbar, d.h. beobachtbar, und deshalb bricht die Möglichkeitswelle zusammen (sie „kollabiert“) zu 100% für Weg L, und alle Photonen produzieren die selben zwei Punkte in DR bzw. DL. Etwas vereinfacht sagt man, dass die Photonen als Teilchen durch den Weg L laufen.
Ohne Sperre X stehen stehen den Photonen beide Wege zur Verfügung in einer Weise, dass der zurückgelegte Weg nicht rekonstruierbar ist. Denn zwei bei DL und DR gleichzeitig ankommende Teilchen können ununterscheidbar von KR oder KL kommen, sie sind entweder ein RL/GL- oder ein RR/GR-Paar. Das Photon bleibt deshalb als Möglichkeitswelle im Überlagerungszustand, es interferiert in DR/DL mit sich selbst und zeigt sich an einem zufälligen Punkt, der den interferierenden Möglichkeiten entspricht.
Die Möglichkeitswelle ist nicht ein mathematisches Abstraktum, sondern sie ist die Seinsnatur von Quantenobjekten schlechthin, ihr Wesen "an sich" (Villars, Schäfer ua.). Einstein sprach deshalb weder von Teilchen noch von Wellen, sondern lieber von "Somethings", Heisenberg von "Quantenobjekten" oder Villars von "Wesenheiten", die die Natur einer Möglichkeitswelle für mess- und lokalisierbare Eigenschaften haben. Möglichkeitswellen haben drei Raum- und einen Zeitparameter und beschreiben die Wahrscheinlichkeit, einen bestimmten physikalischen Messwert zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort beobachten zu können. Das ist das Wesen der Objekte, die wir gemeinhin als atomare Teilchen kennen oder Materie kennen.
In der Alltags- oder Makrophysik sind die Möglichkeitswellen "kollabiert" zu den bekannten Teilchen, die voneinander getrennt sind, jedoch durch elektromagnetische Kräfte zusammengehalten werden und so die Dinge der Welt, die sogenannte Aktualität produzieren.
Bei der genauen Beobachtung vereinzelter Teilchen in der Mikrophysik treffen wir die Materie im Urzustand an als über den gesamten Raum "verschmierte Möglichkeitswellen". Eine Möglichkeitswelle hat keinen Ort, sie ist nichtlokal, und sie ist aus Sicht unserer Welt der Aktualität eine sogenannte Potentialität.
Das mathematische Modell für die Möglichkeitswellen ist die PSI-Funktion von Schrödinger.
Die Psi-Funktion berechnet die möglichen Ergebnisse der beiden Szenarien. Dies genügt für die praktische Anwendung. Aber was geschieht tatsächlich? Wie und wo genau wirkt die Sperre X auf die Quantenobjekte? Wir wissen es nicht! Man sagt: Es existiert in der Potentialität eine Information über die Anordnung und ihre Folgen bezüglich der Beobachtbarkeit des Weges, und diese Information bewirkt das Verhalten der Photonen. Auch diese Information existiert und wirkt gleichzeitig im gesamten Kosmos, denn das Photon hat als Quantenobjekt keinen spezifischen Ort. Die Information ist, wie die Quanten, ebenso zeitlich und örtlich „nichtlokal“. Ihr Effekt ist eine Änderung der Möglichkeitswelle des Photons dergestalt, dass mit Sperre X eine Lösung für Weg L begünstigt bzw. erzwungen wird.
Was tatsächlich in der Welt der Potentialität geschieht, wissen wir nicht, weil Wissenstatsachen nur in unserer Welt der Aktualität existieren. So bleiben die Kernfragen weiterhin ein Geheimnis: Wie und warum wirkt die Information über die Beobachtbarkeit auf ein Quantenobjekt? Wie und warum aktualisiert sich die Potentialität überhaupt?